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STEMWEDE IM NATIONALSOZIALISMUS

JUDEN IN LEVERN

Hier finden Sie Informationen zu den ehemaligen jüdischen Bürgern aus Levern.

STEMWEDE IM NATIONALSOZIALISMUS

JUDEN IN LEVERN

Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
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Stemwede im Nationalsozialismus

Die jüdische Gemeinde

Im Gebiet der heutigen Gemeinde Stemwede lebten mehrere hundert Jahre lang einige wenige jüdische Familien. 1689 wird zum ersten Mal auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Stemwede die Anwesenheit von Juden vermerkt. Sie heirateten innerhalb der eigenen Religion. So entstand eine enge Verbundenheit unter den jüdischen Familien zwischen Wiehengebirge und Dümmer.

Die jüdischen Familien siedelten hauptsächlich in den Orten der damaligen Amtssitze Wehdem, Dielingen und Levern. Dort gab es z. B. um 1880 etwa 60 jüdische Mitbürger. Es handelte sich überwiegend um Geschäftsleute und Händler (Vieh- und Kleinhändler), aber auch um Handwerker (Färber, Schlachter). Häufig wurden die Berufe bzw. Geschäfte von der nächsten Generation weitergeführt. Sie waren ein etablierter Teil des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in den Ämtern. Der jüdische Kaufmann Coblenzer aus Wehdem war nach 1871 sogar zum Gemeindeverordneten gewählt worden. Das Zusammenleben mit der bäuerlich und evangelisch geprägten Bevölkerung war weitgehend von gegenseitiger Akzeptanz geprägt. Es gab gesellschaftliche Kontakte in Vereinen, geschäftliche und berufliche Verbindungen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bildete sich in Levern eine Gemeinde, die 1872 ein Grundstück erwarb, auf dem eine Synagoge errichtet werden sollte. Zu der Synagogengemeinde gehörten ausdrücklich auch die Juden aus Wehdem. Im Jahre 1873 konnte das Gebäude an der sog. Judengasse 98, erbaut werden.

Mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre und unter der Propaganda des Nationalsozialismus seit den 1930er Jahren änderte sich allmählich die Stimmung. Alltägliche Kontakte wurden reduziert, Vereinsmitglieder ausgeschlossen. Erschreckend schnell lebten jahrhundertealte Vorurteile auch hierzulande wieder auf. Das Gebäude der Synagoge wurde bereits 1937 durch Brandstiftung zerstört. Dies wurde in der Zeit des Nationalsozialismus als "Dummer-Jungen-Streich" abgetan. Dabei ging ein Großteil des Inventars verloren. Das Gelände wurde vom letzten Vorsteher Simon Sauer aus Wehdem 1938 zwangsversteigert. Die Anzahl der jüdischen Familien in Levern hatte sich bereits Anfang der 1930er Jahre durch Abwanderung bis auf wenige Nachfahren der Großfamilie Hurwitz, Viehhändler und Schlachter, verringert. Die letzten jüdischen Mitbürger waren die Mitglieder der Familie Philipp Sauer aus Wehdem. In einer Nacht verließen sie 1939 das Gemeindegebiet fluchtartig, kurz bevor ihr Haus in Brand gesetzt wurde.

Bereits 1862 genehmigte man in Niedermehnen einen jüdischen Friedhof, der bis ins Jahr 1936 genutzt wurde. Der Friedhof wurde während der nationalsozialistischen Diktatur verwüstet und erst nach dem Krieg wieder aufgebaut. Heute erinnert eine Stehle auf dem jüdischen Friedhof an die jüdische Vergangenheit unserer Gemeinde.

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Die jüdische Gemeinde
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Stemwede im Nationalsozialismus

Der Jüdische Friedhof

Heute zeugt in Stemwede nur noch das Friedhofsgelände der jüdischen Gemeinde von deren ehemaliger Existenz. Der Kaufmann Bernhard Löwenstein hatte es der Synagogengemeinde 1862 gestiftet. Es ist der einzige jüdische Friedhof im Bereich Stemwedes. Er wurde bis 1936 genutzt. Das Grundstück gelangte Ende der 1930er Jahre in Privathände. Das Areal wurde aufgeforstet, dabei auch Grabmäler zerbrochen. Das für Juden so wichtige ewige Ruherecht wurde missachtet. Erst 1954 wurde das Gelände wieder als Friedhof hergerichtet. Die noch erhaltenen Grabsteine stehen jedoch vermutlich nicht mehr an ihren ursprünglichen Standorten. Eine Stehle auf dem Friedhof erinnert heute an die jüdische Gemeinde. Der Leverner Heimatverein organisiert Führungen vor Ort, um die Erinnerung wach zu halten.

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Der jüdische Friedhof
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Stemwede im Nationalsozialismus

Der jüdische Friedhof

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Galerie
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Stemwede im Nationalsozialismus

Schicksale

Arthur Hurwitz

Arthur Hurwitz wurde am 16.06.1903 in Levern geboren. Er war mit Grete Hurwitz, geb. Vogel, verheiratet und hatten einen gemeinsamen Sohn Hans. Vor dem Krieg lebte er mit seiner Familie in Levern und später in Raalte in den Niederlanden. Er wurde nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich am 28.2.1943 ermordet wurde. Die Informationen reichte seine Schwester Hilda Diamant (Hildegard Admanit, geb. Hurwitz) ein.

Grete Hurwitz, geb. Vogel

Grete Hurwitz, geb. Vogel, wurde am 24.8.1902 in Rahden geboren. Sie war mit Arthur verheiratet und hatten den gemeinsamen Sohn Hans. Vor dem Krieg lebte sie in Levern und später in Raalte in den Niederlanden. Sie wurde nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich am 17.9.1942 ermordet wurde. Die Informationen reichte David Diamant (ein Verwandter) ein.

Hans Hurwitz

Hans Hurwitz wurde am 17.8.1936 in Twistringen geboren. Vor dem Krieg lebte er mit seinen Eltern Arthur Hurwitz und Grete, geb. Vogel zunächst in Levern, später in Raalte in den Niederlanden. Vom Lager Westerborg in den Niederlanden wurde er 1942 nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich am 17.09.1942 ermordet wurde. Die Informationen reichte Hilda Diamant (Hildegard Admanit, geb. Hurwitz) ein.

Betty Hurwitz, geb. Schachner

Betty Hurwitz, geb. Schachner, wurde am 24.12.1906 in Berlin geboren. Sie war mit Erich Hurwitz verheiratet und lebte in Levern, bis Erich 1936 bei einem Motorradunfall verstarb. Betty Hurwitz zog am 20.12.1937 mit ihren beiden Söhnen Hans Arnold und Gerhard nach Berlin. Von Berlin aus wurde Betty Hurwitz am 12.3.1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie vermutlich ermordet wurde.

Hans Arnold Hurwitz

Hans Arnold wurde am 23.4.1929 als Sohn von Erich und Betty Hurwitz in Levern geboren. Dort ging er wie sein Bruder Gerhard in die Volksschule, bis 1937 alle jüdischen Schüler erfasst wurden (in Levern waren die beiden Brüder die einzigen jüdischen Schüler). Hans Arnorld Hurwitz zog am 20.12.1937 mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Berlin. Von Berlin aus wurde Hans Arnold Hurwitz am 12.3.1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und vermutlich ermordet.

Gerhard Hurwitz

Gerhard Hurwitz wurde am 30.10.1930 als Sohn von Erich und Betty Hurwitz in Levern geboren. Gerhard zog am 20.12.1937 mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Berlin. Dort wurde Gerhard Hurwitz am 12.3.1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und vermutlich ermordet.

Erna Kaufmann, geb. Löwenstein

Erna Kaufmann, geb. Löwenstein wurde am 23.12.1883 in Levern geboren. Vor dem Krieg lebte sie mit ihrem Mann Siegmund in Heiligenhaus, dann in Düsseldorf und später in den Niederlanden. Von Westerborg aus wurde sie am 25.5.1943 nach Sobibor deportiert, wo sie vermutlich am 28.5.1943 ermordet wurde.

Marta Meier, geb. Hurwitz

Marta Meier, geb Hurwitz wurde am 6.10.1893 in Levern geboren. Sie lebte mit ihrem Mann Fritz in Herford und später Berlin. Am 26.1.1943 wurde sie nach Theresienstadt (Tschechien) und am 16.10.1944 nach Auschwitz deportiert und dort, ebenso wie ihr Mann, ermordet. (Die Informationen stammen von einer Freundin, Käte Levison).

Paula (Pauline) Rhee

Paula Rhee wurde am 29.9.1869 in Levern geboren. Sie war Hausfrau und ledig und lebte vor dem Krieg in Bonn. Am 27.7.1942 wurde sie nach Theresienstadt (Tschechien) deportiert und vermutlich am 10.8.1942 ermordet. (Die Informationen wurden von einem entfernten Cousin Erich Weinberg und dem Forscher Alex Salm eingereicht)

Hedwig Saul, geb. Hurwitz

Hedwig Saul wurde am 13.2.1895 in Levern geboren. Vor dem Krieg lebte sie mit ihrem Mann Friedrich und den Kindern Ingeborg und Ruth in Rahden, in Münster und in Berlin. Am 28.3.1942 wurde die Familie in das Getto Piaski bzw. ins Lager Trawniki (Lublin) in Polen deportiert und in der Schoah ermordet.

Frieda Stern, geb. Wissbrun

Frieda Stern wurde am 9.12.1868 in Levern geboren. Sie war mit Max Stern verheiratet. Sie lebte vor dem Krieg in Dortmund. Während des Krieges wurde sie nach Theresienstadt (Tschechien) deportiert. Dort wurde sie in der Schoah ermordet. (Die Informationen stammen von ihrer Tochter Margaret Marcus.)

Irma van Zuiden, geb. Hurwitz

Irma van Zuiden wurde am 31.3.1905 in Levern als Tochter von Ferdinand und Ida Hurwitz geboren. Sie war mit Jozef verheiratet und lebte in Enschede in den Niederlanden. Sie wurde am 9.5.1943 mit ihren Kindern Ferdinand (9 Jahre), Israel (11 Jahre) und Benno (5 Jahre) nach Sobibor deportiert und gemeinsam mit ihren Kindern vermutlich am 28.5.1943 in der Schoah ermordet. (Die Informationen stammen von ihrer Schwester Hilda Diamant (Hildegard Admanit, geb. Hurwitz)).

Emilie Blaschke, geb. Beverstein

Emilie Blaschke wurde am 25.2.1880 in Levern geboren. Vor dem Weltkrieg lebte mit ihrem Mann Karl in Bielefeld. Am 31.7.1942 wurde sie von dort aus nach Theresienstadt (Tschechien) deportiert. Dort wurde sie vermutlich am 24.5.1943 ermordet.

Bendix Benjamin Eichmann

Bendix Benjamin Eichmann wurde am 5.10.1869 in Levern geboren. Vor dem Krieg lebte er in Hannover. Er war mit Sophie (geb. Neuhaus) verheiratet, die am 4.10.1873 in Nordstemmen geboren wurde. Von dort aus wurde er mit seiner Ehefrau am 15.12.1941 nach Riga (Lettland) deportiert und in der Schoah ermordet.

Selma Frank, geb. Hurwitz

Selma Frank wurde am 21.8.1896 in Levern geboren. Vor dem Krieg lebte sie in Neuenhaus. Sie war mit Julius verheiratet und hatte einen Sohn, Günter. Am 13.12.1941 wurde sie nach Riga (Lettland) deportiert. Dort wurde sie, ebenso wie ihr Mann und ihr Sohn, in der Schoah ermordet.

Clara Ginsberg, geb. Hurwitz

Clara Ginsberg wurde am 27.5.1891 in Levern geboren. Sie war mit Julius verheiratet, mit dem sie vier Kinder hatte: Werner, Helmut, Hannelore und Ruth. Die Familie lebte vor dem Krieg in Rahden. Am 31.3.1942 wurde sie ins Getto nach Warschau deportiert. Sie wurde ebenso wie ihr Mann und ihre Kinder in der Schoah ermordet.

Nathan Hurwitz

Nathan Hurwitz wurde am 20.1.1874 in Levern geboren. Vor dem Krieg lebte er in Bielefeld. Von dort aus wurde er am 31.7.1942 nach Theresienstadt (Tschechien) und am 16.5.1944 nach Auschwitz (Polen) deportiert, wo er ermordet wurde.

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