STEMWEDE IM NATIONALSOZIALISMUS
ZWANGSARBEIT
Im Nationalsozialismus gab es verschiedene Formen von Zwangsarbeit. Viele Menschen mussten unter prekären Bedingungen schwere Arbeit verrichten.
Im Nationalsozialismus gab es verschiedene Formen von Zwangsarbeit. Viele Menschen mussten unter prekären Bedingungen schwere Arbeit verrichten.
In der NS-Zeit wurden im Deutschen Reich viele Lager eingerichtet. Durch Pflichteinweisung, Zwangsmaßnahmen und Gewaltaktionen wurde im In- und Ausland „Menschenmaterial“ für die Lager beschafft. Selbst angeblich „freiwillige“ Arbeitskräfte wurden streng „be-“ bzw. „überwacht“, die Unterbringung war häufig prekär.
In den Ämtern Dielingen/Wehdem und Levern gab es zu dieser Zeit Arbeitslager der Hitlerjugend und des BDM, Lager des verpflichtenden Reichsarbeitsdienstes (RAD), ein NS-Schulungslager (Gebietsführerschule), Zivilarbeiterlager für polnische Zwangsarbeiter, Ostarbeiterlager für sowjetische Zwangsarbeiter, sowie Kriegsgefangenenlager. Zudem wurden "Säuberungsaktionen" durchgeführt, um unerwünschte Personen in Arbeitserziehungslager, Konzentrations- und Vernichtungslager zu überführen. Zwangsarbeiter wurden in lokalen Betrieben oder auf Bauernhöfen eingesetzt.
Allein im Amt Levern lebten 1944 - vom Kleinkind bis zum Erwachsenen - fast 200 Ostarbeiter.
Am 18. Dezember 1942 erschien der Zivilarbeiter Iwan Losctyn bei einem Oppendorfer Bauern. Er gab an, seine Eltern besuchen zu wollen, die dort als Zwangsarbeiter untergebracht und beschäftigt waren. Losctyn hatte sich nach eigener Aussage unerlaubt aus dem Arbeitslager einer Zeche in Castrop-Rauxel entfernt. Er könne die Arbeit dort nicht aushalten und wolle lieber bei seinen Eltern in der Landwirtschaft arbeiten. Am 14. Januar 1943 entschied die Gestapo, Losctyn sei vertragsbrüchig geworden, müsse festgenommen und mittels Sammeltransports in das Polizeigefängnis Bochum überführt werden. Am 31. Januar 1943 wurde er vom Gendarmerie-Wachtmeister aus Oppenwehe am Bahnhof Lemförde dem Transportleiter übergeben.
Am 1. Februar 1943 bat der Oppendorfer Bauer den Amtsdirektor, ihm den Zivilarbeiter zurückzuschicken. „Er habe (...) wohl selten einen derart fleißigen und auch sonst brauchbaren Arbeiter gehabt.“ Der Bürgermeister schrieb der Gestapo, er habe grundsätzlich keine Bedenken, „wenn der Losztyn nach der Verbüßung der ihm zudiktierten Haftstrafe“ wegen des unerlaubten Ortswechsels zu dem Bauern zurückkehre. Eine Rückkehr nach Oppendorf ist nicht belegt.
Wilhelm wurde am 3. Oktober 1912 als einziger Sohn und Hoferbe eines Landwirts in Sundern, Amt Levern, geboren. Am 2. Februar 1933 beantragte er ein polizeiliches Führungszeugnis, da er seinen Pflichtdienst im RAD ableisten musste. Dieser Arbeitsdienst war im NS-Staat verpflichtend für junge Männer. Er absolvierte seinen Reichsarbeitsdienst in Oppenwehe. Dort wurden die RAD-Arbeiter unter militärischem Drill vornehmlich dazu eingesetzt, das Oppenweher Moor trockenzulegen und für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Die medizinische Versorgung in dem Lager war schlecht, Krankheiten wurden erst spät behandelt. So entwickelte sich aus einer bakteriellen Entzündung bei Wilhelm eine Mittelohrentzündung. Wilhelm wurde am 27.8. in das Krankenhaus Lübbecke verlegt, da seine Erkrankung schon so weit fortgeschritten war, dass eine Operation notwendig wurde. Wilhelm verstarb an den Folgen dieser Mittelohrentzündung. Da er zu dem Zeitpunkt noch keine Anwartschaft der Deutschen Arbeitsfront erworben hatte, wurde ein Sterbegeld nicht ausgezahlt.
aus "Zwischen Fahnenspruch und Dreschkasten", © Medienwerkstatt Minden-Lübbecke e.V. im Auftrag der Gemeinde Stemwede
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